Matthias Berthold

Kunst im öffentlichen Raum


Wortfeld
 

Auf grauer Betonwand stehen Wörter locker gestreut: sein, wird, völlig, aus, erst, durch, eher, als, lange, kaum.

Neue Energiezentrale TU-Darmstadt, 2019
Nordseite, Detail

2018 gewann mein Entwurf den Gestaltungswettbewerb für die Fassade der Neuen Ernergiezentrale. Von der gängigen Syntax befreit, entwickeln die Wörter ein freies Spiel um Sinn und Bedeutung.
 

Gesamtansicht der Betonwand. Wörter in enzianblauer Courier-Schrift sind ohne feste Syntax über die Wand verteilt: anders, sein, wird, hier, durch, völlig, aus, erst, durch, eher, als, lange, kaum, bei, diesem, ist, aber, weg, doch, bloß, weil.

Gesamtansicht, Nordseite
 

Ein Ausschnitt der Westwand mit den Wörtern: Teils, ohne, dort, schon, oder, so.

Westseite, Detail
 

Betonwand, etwa 8 Meter hoch, 24 Meter breit, darauf die Wörter: falls, nur, mit, dann, bald, ein, teils, ohne, dort, schon, oder, so, könnte, schnell, jetzt, für, sich, ja, auch.

Gesamtansicht, Westseite

Auszug aus dem Konzept:
"Die Studienfächer der TU erfordern eine besondere Sachlichkeit und Genauigkeit. Ebenso ist die neue Energiezentrale geprägt durch ausgesprochene Nüchternheit. In der Architektur wird die Auffassung einer reinen Funktionalität sichtbar.
Die rechteckigen Betonelemente der Fassade, durch Montagefugen gegliedert, erzeugen ein strukturiertes Rasterfeld. Diese Struktur macht sich der Entwurf zunutze und entwickelt auf dieser Grundlage eine Art Spielfeld. In dem Raster rangieren Wörter, die keine festen logischen Verbindungen eingehen, bzw einer eigene Logik folgen. Der Text bleibt in der Schwebe. Sinnvolle Zusammenhänge bahnen sich an, bleiben aber als vage Möglichkeit bestehen. Das einzelne Wort tritt hervor und wird ohne eindeutige Syntax offen für andere neue Bedeutungen. Aus ihrer dienenden Funktion entlassen, kommen die eigensinnigen Wörter zum Vorschein. Dabei wird Wort-Energie freigesetzt.
Die gesamte Anmutung ist leicht und spielerisch. Durch die verschiedenen Leserichtungen lassen sich unterschiedliche Sätze zusammenfügen, die mehr oder weniger unvollständig bleiben und zu Fortsetzungen animieren. Der wandernde Blick sucht sich eigene Wege durch das Spielfeld. Auf diese Weise bleibt das Wortfeld neu und für wiederholte Betrachtungen attraktiv."

© Matthias Berthold 2025